Death by PowerPoint?

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Death by PowerPoint?

Ein PowerPoint-Auftritt ist in vielen Unternehmen so wichtig wie Lesen und Schreiben. Kaum ein Meeting kommt um die oft gähnend langweiligen Folien herum. Die Ursache für trostlose Vorträge: menschliches Versagen.

Ein PowerPoint-Auftritt ist in vielen Unternehmen so wichtig wie Lesen und Schreiben. Kaum ein Meeting kommt um die oft gähnend langweiligen Folien herum. Die Ursache für trostlose Vorträge: menschliches Versagen.

So lange PowerPoint am Markt existiert, so lange gibt es das PowerPoint-Bashing: Von Steve Jobs ist die Aussage überliefert, dass Menschen, die wissen, worüber sie reden, ohne PowerPoint auskämen. Amazon-Boss Jeff Bezos lässt in Management-Meetings keine PowerPoint-Folien zu. Stattdessen schlägt er narrative Memos vor, die eine Idee auf sechs Seiten – in ganzen Sätzen – beschreiben. Als hätten Jobs und Bezos nur das Stichwort gegeben, stimmen die Medien unisono in die PowerPoint-Hetze ein. Vom Handelsblatt über Computer Bild, SPIEGEL und Süddeutsche Zeitung bis zur FAZ sind sich die Kritiker einig: PowerPoint muss weg!

Ist wirklich die Software schuld, wenn Zuhörer sich langweilen?

Die Vorwürfe der Anklage zusammengefasst: PowerPoint langweile und sediere die Zuhörer. Den Inhalt der Folien könne sich kein Mensch merken. Für die Gegner besteht der typische PowerPoint-Vortrag aus überfrachteten Seiten, aus wild durch die Gegend wirbelnden Wörtern und kryptischen Diagrammen.

In schöner Regelmäßigkeit passiere während einer PowerPoint-Präsentation nämlich Folgendes: „Der Beamer summt. Jemand hustet. Irgendwo brummt eine Fliege. Der Referent macht weiter Geräusche, seine Lippen bewegen sich dazu.“ Sogar einen eigenen Namen hat das kollektive Wegdämmern inzwischen: „Death by PowerPoint“ schimpft sich das Einnicken in abgedunkelten Räumen. Allerdings spricht die Tatsache, dass es einschläfernde Präsentationen gibt, noch nicht gegen das Medium selbst.

Ähnlich leicht zu erwidern ist der Einwand von Wissenschaftlern: Wir verstehen und erinnern Informationen besser, wenn sie entweder akustisch oder visuell übermittelt werden. Wer eine Folie sieht, hört nicht mehr zu. Das mag stimmen. Aber wer sagt denn, dass wir die mangelnde Multitasking-Fähigkeit des Publikums in einer PowerPoint-Präsentation nicht berücksichtigen können?

Es führt ein Weg aus der PowerPoint-Hölle

Die einfache Wahrheit: Jeder schafft sich sein PowerPoint-Inferno selbst. Niemand auf der Welt wird gezwungen, Folien mit Texten in zitronengelber Schrift vollzuschreiben und wild wuchernden Grafiken zu überfrachten. Keinem Präsentator wird vorgeschrieben, von vollgeschriebenen Folien Bullet-Points abzulesen, die jeder im Raum selbst lesen kann.

Die größte Herausforderung besteht darin, die wirklichen Stärken von PowerPoint zu nutzen: Komplexes auf einfache Weise zu visualisieren. Folien sind keine Spickzettel für den Referenten, sie sollen den Vortrag ergänzen. Erläuternde Texte und ergänzender Content lassen sich leicht ausblenden und können in einer zusätzlichen Leseversion hinterlegt werden. Der Umgang mit der Microsoft-Software führt also keineswegs zwangsläufig ins Präsentations-Ungemach.

Denken Sie an PowerPoint-Karaoke, das sinnfreie Improvisieren zu ebenso sinnfreien Themen. Der Präsentator zeigt ein Bild und fabuliert darauf los. Vorbildlich! So sollten Ihre Präsentationen sein. Setzen Sie PowerPoint als visuelles Assistenzmedium ein und nicht als primäre Ausdrucksform. Zeigen Sie auf Ihren Folien etwas, das Ihr Thema assoziativ unterstützt – ein Bild, eine Zahl, eine Grafik – und vermitteln Sie den gesamten Inhalt durch Ihren mündlichen Vortrag.

Vor allem: Nutzen Sie Storytelling. Bezos’ Fokus auf eine erzählerische Struktur lässt sich problemlos auf ein seitenorientiertes Programm wie PowerPoint übertragen. Welche Geschichte soll Ihre Präsentation erzählen, welche Bilder sieht Ihr Publikum, in welcher Reihenfolge sollen die Informationen aufgenommen werden?

Fliegende Wechsel

Es spricht auch nichts dagegen, eine PowerPoint-Präsentation während des Vortrags phasenweise abzustellen. Sprechen Sie frei, setzen Sie ergänzend zusätzliche Medien wie Flipcharts oder Videos ein. Treten Sie als Person und Schöpfer des Vortrags in Erscheinung – und nicht nur als irrlichternder Schatten im Folienkino.

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